wissenswertes

Jungs und Männer als Opfer von Gewalt – ein grosses Tabu

Deutlich mehr Männer und Jungs sind erwiesenermassen beteiligt an Gewalttaten. Dass männliche Personen indes nicht nur  Täter von Gewaltdelikten sind, sondern auch Opfer, dessen ist man sich kaum bewusst. Prävention und Intervention bei Gewalt gegen Jungs und Männer sind in unserer Gessellschaft kein Thema, weshalb es auch nur wenige Beratungs- und Hilfsangebote speziell für männliche Gewaltopfer gibt. Dass Jungs und Männer gewalttätiger sind als mädchen und Frauen, wird von unserer Gesellschaft als selbstverständlich hingenommen. Ebenso klar ist demzufolge, dass Frauen sich vorzusehen haben, indem sie bestimmte Verhaltensregeln befolgen, um sich gegen Gewalt durch Männer zu schützen. Dass sich von Männern ausgeübte Gewalt  jedoch grossenteils gegen das eigene Geschlecht richtet, wird kaum wahrgenommen. Das Risikio, ein Opfer von Gewalt zu werden, ist für Männer höher als für Frauen! Körperliche Auseinandersetzungen untern Männern in der Öffentlichkeit und während der Freizeit werden von den meisten Menschen als normal betrachtet. In Konfliktsituationen unter Männern wird Gewalt als solche oft nicht wahr genommen. Die wenigsten Männer sehen sich als Opfer, wenn sie ohne eigenes Dazutun in eine Schlägerei verwickelt wurden, sondern betrachten dies als etwas, das einfach passieren kann. Vermeindlich männliche Qualitäten wie Überlegenheit, Stärke, Erfolg etc. erschweren es Jungs und Männern in unserer Gesellschaft, Gefühle wie Trauer, Schwäche und Ohnmacht zuzulassen oder Empathie und Respekt für andere auszurücken. Andere Formen von Gewalt sind so stark tabuisiert., dass Männer nicht darüber sprechen und die persönliche Betroffenheit verdrängen. Dies ist vor allem bei Männern der Fall, die körperliche oder psychische Gewalt in der Partnerschaft erleiden. Wenn Männer von ihren Frauen geschlagen werden, gilt dies gemeinhin nicht unbedingt als kriminelle Handlung. Diese Männer erstatten nur selten Anzeige gegen die Täterinnen. Ausserdem vertreten selbst geschlagene Männer die Haltung, dass ein Mann schlicht nicht Opfer körperlicher Gewalt sein kann. Denn ein Mann kann sich wehren! Und ein Mann der Opfer seiner Partnerin  wird, ist kein richtiger Mann! Hinzu kommt das Gefühl der Betroffenen, sie seien die einzigen, denen Gewalt in der Partnerschaft wiederfährt. Sie schämen sich, weil von Frauen geschlagene Männer in unserer Gesellschaft eher ein Grund zur Belustigung sind, als eine ernstzunehmende Erscheinung. Die Angst, auf Unverständnis zu stossen oder belächelt zu werden, hindert gewaltbetroffene Männer trotz enormen Leidensdruck daran, Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich bei einer Beratungsstelle zu melden.

Quellenangabe: Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz der Stadt Bern, Kantonspolizei Bern

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